Was sagt das Neue Testament dazu?
Zuallererst muss festgehalten werden, dass das Wort „Sonntag" weder im Alten noch im Neuen Testament vorkommt. In der Regel wird nur der siebte Tag der Woche, der „Sabbat", mit Namen genannt, die anderen Tage werden einfach nummeriert (1. Tag, 2. Tag...). Folgende Stellen im Neuen Testament erwähnen den „ersten Tag der Woche", den heutigen „Sonntag". Die Frage ist, ob durch sie ein biblischer Beleg für die Beachtung des Sonntags als „Tag des Herrn" gegeben ist:
1. Text: - Matthäus 28,1
„Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen."
Wann kamen die beiden Marien zum Grab Jesu? - Als der Sabbat vorüber war – als der erste Tag der Woche anbrach! Wie wird hier der Sonntag bezeichnet? Der erste Tag! Warum gingen sie zum Grab? Um das Grab zu besehen. Warum gingen die Nachfolgerinnen Jesu nicht gleich am Tag nach der Beerdigung zum Grab, um Jesu Leichnam zu balsamieren? In Lk. 23,56 wird berichtet was die Frauen am Karfreitag nach der Kreuzigung Jesu und dem darauf folgenden Sabbat taten: „Sie kehrten um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz! Die Nachfolgerinnen Jesu gingen am ersten Wochentag zum Grab, um Jesus zu balsamieren, weil sie Jesus dadurch ehrten, dass sie an dem Tag ruhten, den Jesus als seinen Tag bezeichnet hatte.
2. Text: - Markus 16,1.2
„Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und Jesus zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging."
Was wollten die beiden Frauen am ersten Tag der Woche tun? Den Leichnam Jesu einbalsamieren. Dies war keine leichte Arbeit. Keine Spur von einer Sonntagheiligung. Wann kauften die beiden Frauen die für die Einbalsamierung erforderlichen Öle und Salben ein? – Nach dem der Sabbat vorüber war. Statt am Sonntag zu ruhen, heiligten sie den Sabbat.
3. Text: - Markus 16,9
„Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte."
Wie bezeichnet der Evangelist Markus den Tag der Auferstehung? – Als den ersten Tag der Woche. Markus nennt ihn nicht den Tag des Herrn.
4. Text: - Lukas 24,1
„Aber am ersten Tagt der Woche sehr früh kamen sie zum Grab und trugen bei sich wohlriechende Öle, die sie bereitet hatten." Wie nennt der Evangelist Lukas den Tag der Auferstehung?
Am ersten Tag der Woche – Lukas schrieb sein Evangelium etwa 30 Jahre nach der Auferstehung Jesu. Wäre deshalb nicht zu erwarten, dass er schrieb: „Sehr früh am Tag des Herrn kamen sie zum Grabe"? Offenbar wurde der Sonntag in den von Paulus und Lukas gegründeten Gemeinden nicht der Tag des Herrn genannt.
Lukas war ein Mitarbeiter des Apostel Paulus. Er schrieb außer dem Lukasevangelium auch noch die Apostelgeschichte. Beide Bücher waren einem Freund mit Namen Theophilus gewidmet, dem er einen festen Grund für seinen Glauben geben wollte. In der Einleitung zur Apg. macht Lukas eine wichtige Aussage. Apostelgeschichte 1,1-3 „Lieber Theophilus! In meinem ersten Bericht habe ich von allem geschrieben, was Jesus getan und gelehrt hat; und zwar von Anfang an bis zu seiner Rückkehr zu Gott. Bevor aber Jesus in den Himmel aufgenommen wurde, gab er den Männern, die er als seine Apostel berufen hatte, durch den Heiligen Geist Anweisungen für die Zukunft."
Wie viele der Taten und Lehren Jesu hat Lukas in seine Bücher aufgenommen? Er sagt: „Ich habe von allem geschrieben, was Jesus getan und gelehrt hat!" – Wenn also Jesus die Heiligkeit des Sabbats nach seiner Auferstehung auf den Sonntag übertragen hätte, dann würde Lukas dies in seinen Büchern erwähnen; denn eine solche Veränderung wäre so tief greifend gewesen, dass sie nicht unerwähnt bleiben dürfte. Doch es findet sich nicht ein einziger Hinweis dafür in seinen Berichten.
5. Text: - Johannes 20,1
„Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weggerollt war."
Welchen Namen gibt der Evangelist Johannes dem Sonntag? – „Am ersten Tag der Woche."!
Wir stellen also fest: Keiner der vier Evangelisten bezeichnet den Sonntag als Tag des Herrn. Das Johannesevangelium ist das zuletzt geschriebene. Es entstand zwischen 85 u. 90 n. Chr. d.h. rund 60 Jahre nach Jesu Auferstehung wird der Sonntag noch immer nur als erster Tag der Woche bezeichnet. Es wird ihm keinerlei Heiligkeit zugeschrieben.
6. Text: Johannes 20,19
„Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!"
Dieser Text wird gerne als ein Beweis für den Beginn der Sonntagsheiligung herangezogen. Doch wovon ist in diesem Text die Rede? Warum waren die Jünger beisammen? Die Jünger konnten unmöglich beisammen gewesen sein, um den Tag der Auferstehung als den Tag des Herrn zu begehen, denn bis zu der Erscheinung Jesu glaubten sie ja nicht einmal daran, dass Jesus auferstanden sei.
Dies ist der einzige Text, der davon berichtet, dass Jesus seinen Jüngern am ersten Tag der Woche erschien. Die Evangelien berichten aber, dass Jesus zu verschiedenen Zeiten und Anlässen sich seinen Jüngern zeigte. Einmal erschien er ihnen beim Fischen. Wenn dies der erste Tag der Woche war, dann haben die Jünger offensichtlich diesen Tag nicht heilig gehalten. Der Apostel Johannes liefert uns also keinen Beweis für die Sonntagsfeier.
7. Text: - Apostelgeschichte 20,7
„Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht."
Dieser Text soll ein treffender Hinweis darauf sein, dass die ersten Christen den Sonntag als Gottesdiensttag begingen. Paulus habe am Sonntag gepredigt. Wir wollen zunächst diesen Text in seinem Zusammenhang lesen und beachten (Vers 11-16) „Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg... Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß gehen wollte. Als er uns nun traf in Assos, nahmen wir ihn zu uns und kamen nach Mitylene. Und von dort fuhren wir weiter und kamen am nächsten Tag auf die Höhe von Chios; am folgenden Tag gelangten wir nach Samos und am nächsten Tag kamen wir nach Milet. Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorüber zu fahren, um in der Provinz Asien keine Zeit zu verlieren; denn er eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre."
Wer diesen Reisebericht aufmerksam liest, wird feststellen, dass die Zeitangabe „erster Wochentag" nur eine unter anderen kalendarischen Bemerkungen ist. Die Erwähnung des ersten Tages der Woche erfolgt so beiläufig wie die anderen Zeitangaben. Um was für eine Versammlung handelt es sich bei der in Apostelgeschichte Kapitel 20 erwähnten? – Es ist eine Abschiedsversammlung – Wann fand diese Versammlung statt? Am späten Abend, denn Paulus zog seine Rede hin bis Mitternacht. Wann fand das Brotbrechen statt? Nach Mitternacht! D.h. als schon der neue Tag anbrach.
Nach biblischer Zeitrechnung werden die Tage von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang gezählt. Folglich fand diese Abschiedsversammlung in der Nacht vom Samstag zum Sonntag statt, denn der erste Wochentag begann am Sabbatabend nach Sonnenuntergang. Die Gute Nachricht-Bibel übersetzt deshalb: „Am Abend vor dem Sonntag." Wenn wir diesen Gedanken folgen, dann benutzte Paulus den ersten Wochentag als einen Reisetag. Dann dürfen wir davon ausgehen, dass Paulus mit der Gemeinde den Sabbat verbrachte und am Abend noch eine Abschiedsversammlung hielt, weil er am nächsten Tag, dem ersten Tag der Woche, weiterreisen wollte.
Der Text beweist also nicht die Heiligkeit des Sonntags. Der Hinweis auf das Brotbrechen ist auch kein Beweis, denn in Apg. 2,46 wird berichtet, dass die ersten Christen das Brot täglich hin und her in den Häusern miteinander brachen. Wir dürfen das Brotbrechen nicht mit unserem heutigen Verständnis von Gottesdienst und Abendmahl gleichsetzen.
8. Text: - 1.Korinther 16,1.2
„Was aber die Sammlung für die Heiligen betrifft, so sollt ihr es damit machen, wie ich in es für die Gemeinden Galatiens angeordnet habe. An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch daheim zurück und spare so viel wie die Verhältnisse es ihm erlauben, damit nicht erst bei meiner Ankunft Sammlungen veranstaltet werden." (JB).
Wo sollten die Christen ihre Gabe beiseite legen? Zuhause, im privaten Bereich! Dieser Text spricht nicht von einer gottesdienstlichen Versammlung mit Kollektensammlung. Langes Bibelwerk bemerkt zu dieser Stelle: „Da nichts von einem Niederlegen in der Gemeindeversammlung gesagt wird, so folgt aus dieser Stelle nicht, dass die Gemeinde an diesem Tage zusammengekommen ist."
9. Text: - Offenbarung 1,10
„Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune."
Die Elberfelder Übersetzung, die sich bemüht, sehr genau den Urtext wiederzugeben, vermerkt in einer Fußnote zu diesem Text, dass es eigentlich heißen müsste: „An dem, dem Herrn gehörenden Tag" Im griechischen NT ist hier in keiner Weise vom Sonntag die Rede. Moderne Übersetzungen, die hier schreiben: „Es war an einem Sonntag..." interpretieren ihr Sonntagverständnis in den biblischen Text hinein.
Gott hat tatsächlich einen Tag als seinen Tag benannt. Er hat jedoch die Entscheidung darüber, welcher Tag sein Tag ist, nicht uns oder einer Kirche überlassen. Das vierte Gebot der Zehn Gebote sagt: „Am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn." Jesus sagte nach Markus 2,28 unmissverständlich, welcher Tag sein Tag ist: „Der Menschensohn ist ein Herr des Sabbats." Warum sollten wir einen anderen Tag zum Tag des Herrn erklären? Es gibt keinen Grund dafür.