Der Sabbat in der Geschichte

Was die Geschichte nicht vergessen hat

Hat das Apostelkonzil den Sabbat abgeschafft? (Teil 1)

In Apostelgeschichte 15 wird berichtet, wie sich die Führung der Urgemeinde traf, um einen Streit beizulegen. “Und einige kamen herab von Judäa und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt nach der Ordnung des Mose, könnt ihr nicht selig werden. Als nun Zwietracht entstand, und Paulus und Barnabas einen nicht geringen Streit mit ihnen hatten, ordnete man an, daß Paulus und Barnabas und einige andre von ihnen nach Jerusalem hinaufziehen sollten zu den Aposteln und Ältesten um dieser Frage willen.” (Apostelgeschichte 2,1.2)2

Ungefähr zu dieser Zeit diskutierten in der Christenheit jüdische Proselyten die Frage, ob man Juden, die Christen geworden waren, beschneiden sollte. Josephus berichtet von Helena, der Königin von Adiabene, und von ihrem Sohn Izates, die durch den Einfluss eines jüdischen Händlers mit Namen Ananias das Judentum annahmen. König Izates fürchtete, dass seine Untertanen ihn nicht akzeptieren würden, wenn er sich

beschneiden ließe. “Ananias versicherte dem König, dass die Beschneidung nicht das Wichtigste sei: Der König könnte, so sagte Ananias, Gott dienen, auch wenn er nicht beschnitten sei, wenn er sich wirklich ganz dafür entschieden hätte, ein eifriger Anhänger des Judentums zu sein. Denn das würde mehr zählen als die Beschneidung. Er sagte ihm weiter, dass Gott ihm verzeihen würde, wenn er aus Angst vor seinen Untertanen diesen Brauch nicht durchführen lassen könnte. So ließ sich der König für eine Zeitlang von seinen Argumenten überzeugen. Später kam jedoch aus Galiläa ein anderer Jude mit Namen Eleazar, der den Ruf hatte, sehr streng zu sein, wenn es um die Gesetze der Vorfahren ging. Da der König seinen Wunsch nicht vollkommen aufgegeben hatte, ließ er sich von ihm drängen, den Ritus doch noch durchzuführen.” (Jüdische Altertümer 20.41-3, Loeb).

Unter anderem lehrt uns diese Geschichte, dass jüdische Vertreter durch das ganze Reich reisten. Einige von ihnen vertraten eine lockere Haltung gegenüber der Beschneidung, andere eine strenge. Paulus hatte in manchen Gemeinden mit einer ähnlichen Situation zu kämpfen. Die Streitfrage, ob man jüdische Proselyten beschneiden sollte, begrenzte sich also nicht auf die Christenheit.

Das Konzil zu Jerusalem hat die Frage ca. 45 n. Chr. aufgegriffen. Nach vielen Diskussionen halfen die Reden von Petrus und Jakobus, den Konsens zu finden, der dann niedergeschrieben wurde. Den Heiden wurde befohlen, dass “ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht.” (Apostelgeschichte 15,29)

Über Generationen hinweg haben sich Gelehrte gefragt, welchem Gedankengang die Apostel gefolgt sind, um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen. Worauf haben sie ihre Entscheidung gegründet?

Präzedenzfall Levitikus

Unter der Leitung des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 15,28) haben die Apostel einen Abschnitt in der Torah gefunden, der Regeln beinhaltet, die sich auf die unter den Juden lebenden Fremden bezogen. Beachten wir, wie genau der Erlass aus Apostelgeschichte 15,29 dem Wortlaut in 3. Mose folgt, in exakter textlicher Reihenfolge. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass jeder Abschnitt aus 3. Mose wiederholt, dass das Gesetz für Nicht-Juden gilt:

“ ... daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer”: Zum Christentum Konvertierte sollen den Götzen keine Opfer mehr bringen. “Das soll ihnen eine ewige Ordnung sein von Geschlecht zu Geschlecht. Darum sollst du zu ihnen sagen: Wer aus dem Hause Israel oder von den Fremdlingen, die unter euch sind, ein Brandopfer oder Schlachtopfer darbringt und bringt es nicht vor die Tür der Stiftshütte, um es dem HERRN zu opfern, der wird ausgerottet werden aus seinem Volk." (3. Mose 17,7-9, kursiv hinzugefügt)

"... und vom Blut": "Und wer vom Haus Israel oder von den Fremdlingen unter euch irgendwelches Blut ißt, gegen den will ich mein Antlitz kehren und will ihn aus seinem Volk ausrotten. Denn des Leibes Leben ist im Blut, und ich habe es euch für den Altar gegeben, daß ihr damit entsühnt werdet. Denn das Blut ist die Entsühnung, weil das Leben in ihm ist. Darum habe ich den Israeliten gesagt: Keiner unter euch soll Blut essen, auch kein Fremdling, der unter euch wohnt. Und wer vom Haus Israel oder von den Fremdlingen unter euch auf der Jagd ein Tier oder einen Vogel fängt, die man essen darf, soll ihr Blut ausfließen lassen und mit Erde zuscharren. Denn des Leibes Leben ist in seinem Blut, und ich habe den Israeliten gesagt: Ihr sollt keines Leibes Blut essen; denn des Leibes Leben ist in seinem Blut. Wer es ißt, der wird ausgerottet werden." (3. Mose 17,10-14, kursiv hinzugefügt)

"... vom Erstickten"3: "Und wer ein gefallenes oder zerrissenes Tier ißt, er sei ein Einheimischer oder Fremdling, der soll sein Kleid waschen und sich mit Wasser abwaschen und unrein sein bis zum Abend; dann ist er rein. Wenn er seine Kleider nicht wäscht und sich nicht abwäscht, so muß er seine Schuld tragen." (3. Mose 17,15.16)

"... und von Unzucht.": "Und der HERR redete mit Mose und sprach: Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Ich bin der HERR, euer Gott. Ihr sollt nicht tun nach der Weise des Landes Ägypten ... Keiner unter euch soll sich irgendwelchen Blutsverwandten nahen, um mit ihnen geschlechtlichen Umgang zu haben; ich bin der HERR. Du sollst mit deinem Vater und deiner leiblichen Mutter nicht Umgang haben ... Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Greuel. Du sollst auch bei keinem Tier liegen ... tut keine dieser Greuel, weder der Einheimische noch der Fremdling unter euch." (3. Mose 18).

3. Mose 17 und 18 zeigt eine stärkere Parallele zu Apostelgeschichte 15 als der Bund Noahs aus 1. Mose 9, der nur Blut verbietet, aber nichts über Essen, das Götzen geweiht wurde, Ersticktem oder porneia sagt. Die Gesetze Noahs mögen 3. Mose 17 und 18 beeinflusst haben, aber 3. Mose 17 und 18 war die Vorlage für Apostelgeschichte 15. (Ein späterer Abschnitt, der ungefähr dieselben Bedingungen schildert, ist Hesekiel 33,25.26.)

Der apostolische Gedankengang ist offensichtlich: Die Gesetze von 3. Mose 17 und 18 beziehen sich deutlich auf Proselyten aus dem Heidentum -- das Wort, das hier als "Fremdling" übersetzt wird, ist das griechische proselytos in der Septuaginta (LXX).

War der apostolische Erlass nur provisorisch?

Moderne Ausleger behaupten oft, dass der apostolische Erlass nur provisorisch oder vorübergehend gültig war. Aber die Quellen zeigen etwas anderes. Anspielungen auf diesen Erlass finden sich im letzten Buch der Bibel: "Aber einiges habe ich gegen dich: du hast Leute dort, die sich an die Lehre Bileams halten, der den Balak lehrte, die Israeliten zu verführen, vom Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben." (Offenbarung 2,14)

Das wird in Kapitel 2,20 wiederholt. Indem Johannes die erste und die letzte Bedingung des apostolischen Erlasses von Apostelgeschichte 15,29 zweimal zitiert, zeigt er den bindenden Charakter des Ganzen auf. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass der apostolische Erlass Vorlage für diesen Text war, denn Offenbarung 2,24 spielt wieder darauf an ("Ich will nicht noch eine Last auf euch werfen; ..." vergleiche Apostelgeschichte 15,28). Offenbar gab es am Ende des ersten Jahrhunderts Christen, die den apostolischen Erlass nicht als bindenden Glaubenspunkt betrachteten. Und Johannes sah sie als Häretiker an, als er die Offenbarung schrieb.

Die Position des Johannes setzte sich in der Gemeinde des zweiten Jahrhunderts durch. In der Diadache, die man als eine Art Gemeindehandbuch betrachten kann und die ca. 100 n. Chr. geschrieben wurde, steht: "Enthalte dich von Fleisch, das Götzen geweiht wurde, denn es beinhaltet die Anbetung toter Götzen". (6:3)

Justin der Märtyrer forderte: Christen "sollten lieber Folter und Rache sogar bis zum Tod ertragen als Fleisch zu essen, das Götzen geweiht worden war." (Dialog mit Trypho 34) Eusebius betrachtete die Lehre, es sei nicht schädlich, Dinge zu essen, die den Götzen geweiht worden waren, als Ketzerei des Basilides (Kirchengeschichte 4.7.7).

In der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts war es Christen immer noch nicht erlaubt, das Blut von Tieren zu essen (Kirchengeschichte 5.1.26). Schließlich waren alle Bischöfe der christlichen Gemeinde bis zur Eroberung Jerusalems durch Hadrian um 135 n. Chr. jüdischer (Kirchengeschichte 4.5), nicht heidnischer Abstammung. Von ihnen kann man also annehmen, dass sie den apostolischen Erlass unterstützt haben. Diese Beweise zeigen, dass der apostolische Erlass, lange nachdem das Neue Testament abgeschlossen worden war, immer noch als bindend betrachtet wurde.

Hat das Apostelkonzil die Torah abgeschafft?

Man kann unmöglich daran festhalten, dass die Gemeindeführung in Apostelgeschichte 15 beabsichtigt hat, die Torah abzuschaffen, wenn ihre Entscheidung auf der Torah basierte. Es ist wichtig, daran zu denken, dass der Beschluss der Apostel nur Heidenchristen von der Beschneidung befreite. Jüdische Gläubigen sollten sie weiter durchführen. Das wird nicht nur in Apostelgeschichte 15 angedeutet, sondern auch in einer interessanten Unterhaltung zwischen Jakobus und Paulus, die in Apostelgeschichte 21,20-25 berichtet wird. Es hilft, wenn man den folgenden Abschnitt laut liest und die kursiv geschriebenen Wörter dabei betont:

"Als sie (Jakobus und die Ältesten) aber das hörten, lobten sie Gott und sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, wieviel tausend Juden gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für das Gesetz. Ihnen ist aber berichtet worden über dich, daß du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose lehrst und sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben ... Wegen der gläubig gewordenen Heiden aber haben wir beschlossen und geschrieben, daß sie sich hüten sollen vor dem Götzenopfer, vor Blut, vor Ersticktem und vor Unzucht."

Mit anderen Worten: Jakobus und die Ältesten haben Paulus offensichtlich vorgeworfen, dass er jüdische Christen gelehrt hat, sie wären nicht mehr an das Gesetz gebunden (21,21). Das wäre ein Verstoß gegen die Übereinkunft in 15,19, die nur Heidenchristen (21,25) davon befreite. Das erklärt die Bitte der Ältesten an Paulus in 21,23-27, vier jüdische Brüder zu sponsern, ein Gelübde zu erfüllen (wahrscheinlich das der Nasiräer, siehe 4. Mose 6), um damit sicherzustellen, dass Paulus, ein Jude, "nach dem Gesetzt lebt" (Apostelgeschichte 21,24).

Es ist unklar, ob Paulus der Ansicht von Jakobus zugestimmt hat, dass jüdische Gläubige beschnitten werden sollten. In 1. Korinther 7,19 schreibt Paulus: "Beschnitten sein ist nichts, und unbeschnitten sein ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten", aber er macht keinen Unterschied zwischen Heiden- und Judenchristen.

Dieses Problem würde jedoch nur im Umfeld von bekehrten Heiden auftreten. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass Paulus jüdischen Gläubigen verboten hätte, ihre eigenen Kinder zu beschneiden. Auf jeden Fall zeigen seine Einwilligung hier den Ältesten gegenüber (Apostelgeschichte 21,26) und die früher durchgeführte Beschneidung von Timotheus (Apostelgeschichte 16,3) mindestens seine Unterordnung gegenüber der Gemeindeleitung.

Später macht Paulus sogar klar, dass er zeremoniell gesehen rein war, bevor er den Tempel betrat (Apostelgeschichte 24,18). Paulus hielt also selbst Teile des Zeremonialgesetzes ("den Juden wurde ich ein Jude", 1. Korinther 9,20). Er scheint sogar das Verbot, Götzenfleisch zu essen, prinzipiell zu unterstützen (1. Korinther 10,14-21), auch wenn er ein großes Schlupfloch geschaffen hat für den Fall, dass die Herkunft des Fleisches unsicher war (1. Korinther 10,25-28).

Ungelöste Differenzen zwischen neutestamentlichen Führern

Die neutestamentliche Debatte über das Gesetz ist leichter zu verstehen, wenn man die Möglichkeit zulässt, dass Paulus und die Zwölf ungelöste Meinungsverschiedenheiten zu dieser Frage hatten.4 Galater 2,12 scheint darauf hinzuweisen, dass die theologischen Gegner von Paulus aus Apostelgeschichte 15,1 in gewisser Weise mit Jakobus in Verbindung standen.

So viel ist jedoch klar: Die jüdischen Gründer der Christenheit haben von den Juden nicht erwartet, dass sie ihr Erbe aufgeben sollten, wenn sie Jesus angenommen haben. Die Urchristen betrachteten sich tatsächlich nicht als eine getrennte Religion, sondern als eine Sekte der Juden bekannt unter dem Namen "der Weg".5

Paulus sah das Christentum als eine Erfüllung des Judentums und Heidenchristen als wahre Juden an: "Denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und uns nicht verlassen auf Fleisch." (Philipper 3,3) "Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Das Lob eines solchen ist nicht von Menschen, sondern von Gott." (Römer 2,28.29) "Nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheißung werden als seine Nachkommenschaft anerkannt." (Römer 9,8) "Die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder." (Galater 3,7) "Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben." (Vers 29).

Gegen Ende des ersten Jahrhunderts weigerte sich Johannes sogar, ethnischen Juden länger das Recht zuzugestehen, sich den Titel "Jude" zu geben.6 Die Gemeinde nannte sich selbst "Israel"7 und nahm Israels Kanon an. Die Apostel betrachteten die Gemeinde als legitime Nachfolgerin von Gottes Bundesvolk8. Sie glaubten, authentische Juden zu sein, so dass sie die jüdischen Schriften nicht einfach fallengelassen und ganz von vorn angefangen haben. Sie haben vielmehr gewisse "äußerliche Satzungen ..., die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind," (Hebräer 9,10) fallen gelassen.

Man darf nicht vergessen, dass die Urchristenheit vom Alten Testament abstammt. Christliche Evangelisten haben mindestens bis zur Zerstörung Jerusalems nicht auf der Grundlage von christlichen Texten gepredigt und sie haben es wahrscheinlich auch nicht bis zum 2. Jahrhundert getan. Ihre Predigten gründeten sich auf den Kanon ihrer elterlichen Gemeinschaft, dem Judentum – genauso wie heutiges adventistisches evangelistisches Predigen nur auf den traditionellen christlichen Kanon zurückgreift und alle später entstandenen autoritativen Schriften nicht beachtet.

Die Apostel würden über die moderne evangelikale Vorstellung, dass im Alten Testament nichts außer den im NT wiederholten Aussagen verbindlich ist, erstaunt sein. Paulus glaubte: "... alle [Altes Testament] Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre." (2. Timotheus 3,16) "Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben?" fragt er. "Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf." (Römer 3,31)

Lukas, der Schüler von Paulus, schrieb die Worte Jesu auf: "Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt." (Lukas 16,17) Er hat auch das Zeugnis des Paulus in einem römischen Gerichtssaal aufgeschrieben: "... daß ich allem glaube, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten." (Apostelgeschichte 24,14)

Wenn die Apostel die Torah nicht so einfach fallengelassen haben, wie können sie dann die Beschneidung der Heiden aufheben? Beachten wir, dass der Bund, den Gott mit Abraham in 1. Mose 17,10-14 geschlossen hatte und in dem die Beschneidung befohlen wird, nur den Nachfolgern Abrahams und ihren Sklaven gilt – nicht den Fremden, die unter ihnen wohnen. 2. Mose 12,43-48 gibt zu verstehen, dass die Fremden, die unter den Juden lebten, normalerweise nicht beschnitten wurden, außer sie wollten am Passah teilnehmen.

Autor: Tim Crosby1 
Erschienen in Ministry (Febr.2005) 

 1 Über den Autor: Er ist Prediger der Adventgemeinde in Willowbrook in Boonsboro, Maryland. 

Hinweis: Teil 2 dieses Artikels (erschien im Ministry/April 2005) beschäftigt sich mit der Frage, warum die Zehn Gebote nicht in dem apostolischen Erlass aus Apostelgeschichte 15 erwähnt werden.  

 
Quelle

2 Alle Bibelstellen wurden der Lutherbibel 1984 entnommen.

3 Wilde Tiere erwürgen ihre Beute oft. Ein “gefallenes oder zerrissenes Tier” war also etwas Ersticktes.

4 Einige der theologischen Differenzen zwischen der jüdischen und der heidnischen Christenheit kommen im Römerbrief und dem Jakobusbrief an die Oberfläche. Die polemischen Aussagen des Jakobus gegen “den Glauben allein” im 2. Kapitel seines Briefes stellen einen provokativen Gegenpol zur Darstellung des Paulus über die Gerechtigkeit aus dem Glauben in Römer 3 und 4 dar. Beide Schreiber benutzen denselben Text, der von Abrahams Glauben Gott gegenüber spricht (1Mo 15,6), kommen aber zu verschiedenen Ergebnissen (Jak 2,21-23 im Gegensatz zu Rö 4,1-5). Die grundlegende These von Paulus steht in Römer 3,28: “So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.” Dies steht im Gegensatz zu Jakobus 2,24: “So seht ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.” Hier wird der Ausdruck “durch Glauben allein”, der nur einmal im griechischen Neuen Testament vorkommt, als Irrtum verworfen. Um Paulus und Jakobus in Einklang zu bringen, muss man zwischen Gesetzeswerken und Werken aus Glauben unterscheiden. Gesetzeswerke sind schlecht (Rö 3,20.27.28; Gal 2,16; 3,2; 5,10), während Werke aus Glauben gut sind (Rö 13,12; 2Ko 12,12; Gal 5,6.18-23; 1Ti 2,10; 5,10.25; 6,18.19; Tit 2,7.14; 3,8.14). Sogar Werke aus Glauben sind nutzlos, wenn man sie als Grundlage der Erlösung nehmen möchte, aber sind als Frucht oder Ergebnis erforderlich. Bäume/Weinstöcke ohne Früchte werden abgehauen (Mt 3,10; 7,19; Luk 13,7; Jo 15,2; Hbr 6,7.8; Jud 12), weil das Fehlen der Früchte zeigt, dass der Baum tot ist. “So ist auch der Glaube (d. h. nur die verstandesmäßige Zustimmung), wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.” (Jakobus 2,17.26) Auch Paulus predigte, dass seine Zuhörer “Buße tun und sich zu Gott bekehren und rechtschaffene Werke der Buße tun sollten” (Apg 26,20; vgl. Luk 3,8). Trotz unserer besten Bemühungen zu harmonisieren, waren die Apostel der Meinung, dass die Schriften des Paulus Material enthielten, das “schwer zu verstehen” ist – und es ist bedeutend, dass Petrus gleich nach dieser Aussage vor Verdrehungen warnt (3,17).

5 Apostelgeschichte 9,2; 19,9.23; 22,4; 24,5.14.22; 28,22). “Der Weg” war bereits ein fester Begriff bei den Essenern in Qumran: In 1QS 9,17-21 steht, der Lehrer solle nicht mit Außenstehenden theologische Diskussionen führen, sondern seinen Tadel für diejenigen aufheben, “die den Weg ausgesucht haben. Er solle jeden behandeln, wie seine geistlichen Fähigkeiten und die Regeln des Zeitalters es erfordern. Er soll sie in der Erkenntnis gründen und dadurch in wahrlich wunderbare Geheimnisse einführen. Wenn dann der geheime Weg unter den Menschen der Yahad (Gemeinschaft) vervollkommnet wurde, würde jeder untadelig mit seinem Kollegen gehen und von dem, was ihnen gelehrt wurde, geführt. Das wird die Zeit sein, wenn ‘der Weg in der Wüste vorbereitet wird ‘(Jesaja 40,3). Er soll sie in jeden rechtlichen Spruch einführen, der ihre Werke in dieser Zeit regelt, und sie lehren, jeden Mann, der sich nicht von Perversität fernhalten kann, zu meiden. Das sind die Regeln des Weges für den Lehrer in dieser Zeit.” 1QS 10,21 erwähnt: “Jeder, der gegen den Weg rebelliert.” 4Q400 Frag. 1, Sp. 1,14-16 erwähnt diejenigen, “die gegen den wahren Weg sündigen.” 4Q405 Frag. 23, Sp. 1, sagt von Engeln: “Niemand von ihnen verstößt gegen eine Regel oder versäumt, irgendetwas anzuerkennen, was der König sagt. Sie verlassen weder den Weg noch verehren irgendetwas anderes stattdessen.” Siehe Michael Wise, Martin Abegg, Jr., und Edward Cook, The Dead Sea Scrolls: A New Translation (New York: HarperCollins, 1996), S. 140.141.367.376. Dieser Ausdruck erscheint auch in der Apokalypse des Mose 23,20.21; in den Oden Salomos 11,3; 17,9; 39,7.13. Andere Stellen im Neuen Testament: Markus 1,3//Lukas 3,4//Johannes 1,13; Markus 12,14//Matthäus 22,16//Lukas 20,21; Matthäus 7,14; 21,32; Lukas 1,79; Johannes 14,6; Römer 3,17; Hebräer 10,20; 2. Petrus 2,2.21. Die Quelle “des Weges” kann Jesaja 35,8 sein: “Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren.” ?

6 Offenbarung 2,9; 3,9. Die Schmähungen den Juden gegenüber wurden von Johannes, einem Mitjuden, geschrieben und können deswegen nicht als antisemitisch bezeichnet werden. Sie sind nicht schlimmer als die ähnlichen Verleumdungen im Alten Testament: siehe Jesaja 1,4.23; 57,3.4; Jeremia 6,28; 23,14; Hesekiel 16; 23. Der Kommentar von N. T. Wright ist hier sachdienlich: “Sogar heute noch, nicht zuletzt in Jerusalem, findet man Poster und Plakate, in denen eine Gruppe die andere (oft bemerkenswert ähnliche) Gruppe als vom Teufel inspiriert anprangert.”

Galater 6,14-16; vgl. Römer 9,6. Beachten wir die Aufzählung der Stämme “Israels” in Offenbarung 7.

8 Nach Brent Kinman, “Lucan Eschatalogy and the Missing Fig Tree”, JBL 113, Nr. 4 (1994): 675n23, wurde in der neuesten Theologie über Lukas/Apostelgeschichte die unentbehrliche Einheit von Israel und der Gemeinde betont, in dem man Israel als Einheit bestehend aus den Juden und Heiden definiert, die glauben, dass Jesus der Messias ist. Israel wurde umdefiniert, so dass gläubige Heiden miteingeschlossen werden und ethnische Juden, die nicht glauben, ausgeschlossen werden. Siehe J. Jervell, Luke and the People of God: A New Look at Luke/Acts (Minneapolis: Augsburg, 1972), 41-74; E. Franklin, Christ the Lord: A Study in the Purpose and Theology of Luke-Acts (London SPCK, 1975), 77-115; gleichfalls, “The Exaltation of Jesus and the Restoration of Israel in Acts 1”, HTR 79 (1986): 278-286; Fitzmyer, 59; J. T. Carroll, Response to the End of History: Eschatalogy and Situation in Luke-Acts, Society of Biblical Literature Dissertation Serie 92 (Atlanta: Scholars Press, 1988).