II. Biblische Prinzipien zur Sabbatheiligung
Hinweis: Teil 1 dieser Ausarbeitung lautet "Jüdische Anregungen zur Sabbatheiligung". Er ist über den folgenden Link erreichbar: ZUM TEIL 1: "Jüdische Anregungen zur Sabbatheiligung"
1. Biblische Richtlinien
Die Heilige Schrift macht zunächst deutlich, dass der Sabbat ein Geschenk Gottes an die Menschen (Mk 2,27) und ein Tag der Freude (Jes 58,13f.) ist. In der Bibel werden uns auch einige Prinzipien für die Sabbatgestaltung an die Hand gegeben, aber sie enthält keinen Katalog von tausend Geboten und Verboten. Das ist bemerkenswert. Offensichtlich geht es nicht um ein minutiöses Beschäftigtsein mit Regeln, sondern um den tiefen Sinn des Sabbats, um die Gemeinschaft mit unserem Herrn. Eine Vielfalt von Regeln kann den Segen und die Freude des Sabbats unterminieren. Und doch finden wir in Gottes Wort einige wenige Richtlinien, Tipps für einen freudigen Sabbat:
(1) Beginn
Der Sabbat beginnt und endet mit Sonnenuntergang (Gen 1,5; Lev 23,32; Lk 4,31.40). Schon am Abend darf die Königin der Zeit willkommengeheißen werden.
(2) Vorbereitung
Soll der Sabbat eine heilige Zeit und ein Antistresstag sein, dann will er vorbereitet werden (Ex 16,22ff.; Lk 23,24).
(3) Ruhe
Mensch und Tier dürfen am Sabbat zur Ruhe kommen. Auch der Mitmensch braucht nicht für mich zu arbeiten. Auch die Kinder haben Anteil am Tag der Freude und Besinnung (Ex 20,8ff). Selbst bei drängenden Terminen, brauchen wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen (Ex 34,21).
(4) Beschäftigungen
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Gutes können und sollen wir tun (Mt 12,9ff.). Wir brauchen Augen für die Mitmenschen. Auch das Bekennen des Glaubens hat seinen Platz am Sabbat (Apg 17,2f.).
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Der Gottesdienstbesuch ist ein wichtiger Bestandteil des Sabbats. Auf die Gemeinschaft der Heiligen vor Gott und seinem Wort wollen wir nicht verzichten (Hbr 10,24f.; vgl. Lev 23,2).
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Die Gastfreundschaft hat einen hohen Stellenwert (Mk 1,29; Lk 14,1).
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In der Natur fühlt man sich Gott oft näher. Jesus war am Sabbat in der Natur (Mt 12,1).
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Allerdings gibt es Dinge, die den Sabbat zum Alltag werden lassen: alltägliche Geschäfte und Gespräche, Erwerb des Lebensunterhaltes (Jes 58,13f.), Kaufen und Verkaufen (Neh 13,15ff.). Für Jesus ist sogar die Flucht keine geeignete Sabbatbeschäftigung. Er fordert deshalb die Jünger auf, dafür zu beten, dass sie nicht am Sabbat fliehen müssen (Mt 24,20).
2. Reaktionen auf diese Richtlinien
Diese Richlinien mag der moderne Mensch schon als zu viel betrachten. In der säkularen Gesellschaft neigen auch wir dazu, den Sabbat zu säkularisieren, ihn so umzubiegen, dass er unseren eigenen Wünschen entgegenkommt. Aus einem Tag des Lichts, der das ganze menschliche Leben durchdringt, macht der Mensch in seiner Autonomie einen Urlaubs- oder Ferientag. Deshalb muss immer wieder betont werden: Auch wenn der Sabbat für den Menschen gemacht ist, dann doch nur in dem Sinn, dass er ihn auf Gott ausrichtet. Der Sabbat ist Eigentum Gottes. Er ist theozentrisch angelegt.
Natürlich gibt es auch andere, die sich mit diesen biblischen Prinzipien beschäftigen, die sie auf manche Situationen anwenden, und denen der Sabbat eine Last wird. Sie zählen die Stunden und warten mit Sehnsucht darauf, dass der Sabbat vorbei ist. Beide Gruppen müssen die Bedeutung des Sabbats neu entdecken, wollen sie ihn als das schätzen, was er wirklich ist: ein reiches Geschenk Gottes.
Dass es nur relativ wenige biblischen Richtlinien zur Sabbatgestaltung gibt, lehrt uns, zwei Gefahren abzuwehren:
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die Gefahr, alles bis ins Kleinste hinein reglementieren zu wollen, und
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die Gefahr, alles einfach zu dulden und für möglich zu erachten.
Wie so oft im Glaubensleben, brauchen wir eine Balance. Es gibt klare und zeitlose Prinzipien der Sabbatheiligung in Gottes Wort, die damit auch für uns verbindlich sind. Es gibt auch einen Spielraum für persönliche Entscheidungen und das Gewissen des einzelnen, das aber wiederum an Gottes Wort gebunden ist.
III. Praktische Hinweise zur Sabbatgestaltung
1. Ein Vergleich mit Weihnachten
Wenn der Sabbat zu einem Tag wird, den man fürchtet, dann ist das eine Tragödie. Wenn der Sabbat andererseits zu einem Tag wird, an dem alles möglich ist, dann geht man ebenfalls am Sinn des Sabbats vorbei. Man gewinnt nämlich einen gewöhnlichen Tag und verliert einen Festtag.
Stellen wir uns einmal vor, wir würden an einem Festtag wie - sagen wir - Weihnachten all das tun, was wir jeden Tag tun, oder wir würden uns ganz unserem persönlichen Vergnügen hingeben. Weihnachten wäre nicht mehr Weihnachten. Wir machen Unterschiede zwischen Festtagen und gewöhnlichen Tagen. Wir klammern Elemente der anderen Tage aus, um den Festtag genießen zu können. Das empfinden wir nicht als Last oder Einschränkung. Dadurch gewinnt der Festtag seine Schönheit und seinen besonderen Charakter. Das Gleiche gilt für den Sabbat. Natürlich verzichten wir auf das ein und andere. Aber das tun wir erstens gern und zweitens gewinnen wir damit einen Tag, dessen Glanz und Größe und Freude mit Worten tatsächlich nur schwer zu beschreiben ist. Man muss das erleben.
2. Drei wesentliche Elemente der Sabbatheiligung
Drei Elemente des Sabbats, die wir oben erwähnt haben, sind wohl besonders wichtig:
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Der Sabbat ist ein Tag des Gottesdienstes und der Anbetung.
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Der Sabbat ist ein Festtag.
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Der Sabbat ist ein Tag des Dienstes, ein Tag, Gutes zu tun.
Der Sabbat als Tag des Gottesdienstes und des Dienstes - Jesus hat uns das vorgelebt - schließt Folgendes ein:
(1) Wir dienen Gott.
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Indem wir ruhen, dienen wir Gott. Es ist ja keine Ruhe, die einfach nur der Gestaltung der eigenen Freizeit dient, sondern ein Offensein für Gott.
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Der Gottesdienst besteht nicht nur darin, dass Gott sich an uns wendet. Der Mensch antwortet auf die Begegnung mit Gott.
(2) Wir dienen uns selbst.
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Wir nehmen uns Zeit zur Besinnung.
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Wir nehmen uns Zeit zur inneren Erneuerung.
(3) Wir dienen anderen.
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Wir teilen die uns geschenkten Segnungen mit anderen.
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Wir tun Gutes.
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Wir haben Zeit für die Familie.
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Wir haben Zeit für den Ehepartner.
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Wir haben Zeit für die Bedürftigen.
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Wir haben Zeit für körperliche und geistliche Erholung, die auf Gott ausgerichtet ist.
(4) Wir dienen unserem Lebensraum.
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Von der Ausbeutung der Natur bewegen wir uns zur Bewunderung der Natur und geben schließlich die Natur zurück in Gottes Hand.
3. Die Frage nach Details
Der Sabbat ein Tag des Gottesdienstes, der Freudenfeier und des Festes! Die Einzelheiten herauszuarbeiten, ist dem Einzelnen überlassen. Trotzdem bewegen wahrscheinlich manchen Fragen: Ist es in Ordnung, am Sabbat schwimmen zu gehen? Wie steht es mit Fußballspielen? Usw. usw.
Antwort: Tue am Sabbat nur, was mit dem Charakter des Sabbats vereinbar ist! Der Sabbat ist eine besinnliche Freudenfeier. Aktivitäten müssen zu der Atmosphäre der Anbetung und des Lobpreises Gottes, zum Nachdenken über Gottes Taten und Wunder passen. Der Sabbat ist theozentrisch orientiert. Von dorther bekommt er seine Besonderheit. Von da empfangen wir seinen Segen.
Für mich passt beispielsweise Abfahrtsskilaufen mit dem Trubel, dem Anstehen an Lifts, den Menschenmassen nicht zur besinnlichen Sabbatfeier. Eine Skiwanderung kann ich mir dagegen vorstellen. Für mich passt die Fußballübertragung im Fernsehen nicht zur Besonderheit des Sabbats, während ich mir die Videoserie "Erben der Reformation" selbstverständlich vorstellen kann. Aber das ist meine Meinung und keine Richtlinie für andere. Ich darf euch aber verraten: Ich freue mich auf den Sabbat. Manchmal komme ich zu kurz. Das tut mir weh und damit betrüge ich mich selbst. Trotzdem gilt für mich: Das Beste an der ganzen Woche ist der Sabbat.
4. Ein idealer Sabbat
Andere Christen sind dabei, den Sonntag wiederzuentdecken. Dabei übertragen sie Merkmale des Sabbats auf den Sonntag. Das erzbischöfliche Seelsorgeamt Freiburg hat vor einiger Zeit ein Flugblatt herausgegeben zur "Wiederentdeckung des Sonntags". Darin heißt es: "Können Sie sich noch an die Zeit erinnern? Am Samstagabend hat man sich gebadet, die Wohnung und die Schuhe wurden geputzt, Hof, Wege. Straßen und Gärten wurden gesäubert. Am Sonntag zog man sich festliche Kleider an, man ging zur Kirche, es gab besseres Essen und man machte einen Familienspaziergang. Man bereitete sich auf den Sonntag vor und feierte ihn." Nachdem man sich fragt: "Was ist davon geblieben?", werden "sieben Anregungen zur Neuentdeckung des Sonntags" gegeben: "1. Den Sonntag am Vorabend beginnen ... 2. Den Sonntag von Werktagstätigkeit freihalten ..." Stattdessen werden Zusammensein mit Familie und Freunden, Zeit für sich selbst, Krankenbesuche, gute Briefe, Dank an Gott usw. empfohlen. "3. Auf unnötige Kritik verzichten ... 4. Beziehungen bewusst erleben ... 5. Sich für Gott Zeit nehmen ... 6. Die Wiederkunft des Herrn erwarten ... 7. Die Zeit mit wahrem Leben erfüllen ..." Nicht schlecht, nicht wahr? Das könnte fast von uns geschrieben sein. Schade, dass es hier um den Sonntag geht.
Aber vielleicht könnten wir uns auch einmal einen Sabbat vorstellen, auf den wir gern zurücksehen. Hier einige Anregungen:
(1) Vorfreude
So weit es möglich ist, wollen wir eine maßvolle Arbeitswoche haben. Während der ganzen Woche gehen unsere Gedanken schon zum Sabbat. In der Tat, wir planen den nächsten Sabbat. Wenn wir in Urlaub gehen, machen wir auch Pläne. Warum also nur in den nächsten Sabbat hineinstolpern und nicht wissen, wie man ihn interessant gestalten kann. Das ist vor allem für Eltern mit Kindern wichtig: Wir planen den nächsten Sabbat, wir werden kreativ, damit der Sabbat auch für die Kinder der Höhepunkt der Woche wird.
(2) Freitag
Die Vorbereitungen für den Festtag werden abgeschlossen. Bei den Juden liegt freitags die Konzentration schon lang vor Sonnenuntergang auf dem Sabbat und die Arbeiten werden etliche Zeit vor dem Sabbatbeginn abgeschlossen. Das ermöglicht ein richtiges Fest.
(3) Sabbatanfang
Man sucht die Gemeinschaft mit der Familie, möglicherweise auch mit Geschwistern. Durch ein besonderes Abendessen, Kerzen, Blumen, gute Musik oder was einem immer einfällt, kann eine besondere Atmosphäre entstehen. Sicherlich wollen wir nicht auf eine Andacht verzichten. Singen hat hier seinen Platz. Wir wenden uns besonders den Kindern zu, haben Zeit für ihre Fragen, erzählen eine interessante Geschichte oder machen ein biblisches Spiel mit ihnen. Die Gestaltung des Freitagabends prägt zu einem großen Teil den Verlauf des ganzen Sabbats. In den jüdischen Familien werden beim Sonnenuntergang wenigstens zwei Sabbatkerzen angezündet. Danach spricht die Mutter ein Gebet. Der Vater nimmt die Kinder in den Arm und spricht über jeden von ihnen einen Segen. Um die wichtige Rolle seiner Frau in der Familie zu betonen, liest er das Liebeslied aus Sprüche 31. Die Familie nimmt das beste Essen der ganzen Woche ein und singt sogar zu Tisch.
(4) Sabbatvormittag
Um keine Hetze und Missstimmung aufkommen zu lassen, steht man rechtzeitig auf. Nach einem gemütlichen Frühstück und vielleicht einem "Wort zum Sabbat" geht es zum Gottesdienst. Durch ein stilles Gebet kann man sich auf den Gottesdienst einstimmen. Trotz besinnlicher Haltung muss man nicht steif sein. Am Gottesdienst darf und soll man sich aktiv beteiligen. Unser Gottesdienst erinnert stellenweise noch an den Synagogengottesdienst mit Schriftlesung, Gebet und Auslegung. Jesus selbst ist Beispiel für aktive Mitgestaltung des Gottesdienstes.
(5) Sabbatmittag
Das Essen darf man genießen. Durch Kleinigkeiten kann wieder eine besondere Atmosphäre hergestellt werden. Vielleicht sind Gäste zu Besuch und man hat einen guten Austausch. Negative Kritik über Gottesdienst und Predigt ist allerdings nicht angebracht. Für die Juden war der Sabbat kein Fastentag. Es gab gutes und reichliches Essen, das auch ausreichte für Gäste. In einigen Ländern begehen Adventisten den Sabbat als Fastentag. Man muss sich überlegen, ob damit die Festfreude recht zum Ausdruck kommt. Fasten hat einen Platz im Leben des Einzelnen und der Gemeinde. Ob allerdings der Sabbat, an dem die Familie nun endlich einmal zusammen ist, dafür geeignet ist, muss gefragt werden. Vermittelt man damit vor allem kleineren Kindern ein rechtes Bild von der Sabbatfreude?
(6) Sabbatnachmittag
Dieser Teil des Sabbats bedarf vor allem der Planung. Natürlich kann man etwas schlafen. Man kann spazierengehen und die Natur als Schöpfung Gottes genießen. Man kann lesen, Bibel studieren, geeignete Musik hören oder selbst musizieren. Man kann Mission treiben, Besuche machen, gute Gespräche führen, biblische Spiele machen, Versammlungen in der Gemeinde besuchen, usw. Hier darf man in besonderer Weise kreativ sein. Im Judentum gab es normalerweise eine weitere Versammlung am Sabbatnachmittag, wie das ja auch hin und wieder in unseren Gemeinden üblich ist.
(7) Sabbatausklang
Mit einem geistlichen Wort darf der Sabbat ausklingen. Wir sagen Dank für das Geschenk des Sabbats, durch das uns der Herr selbst nahe kam. Wir sagen ja zur Arbeitswoche. Wir freuen uns auf den nächsten Sabbat.
E. Diez schreibt in seiner Ausarbeitung Ein besonderer Tag für eine besondere Freundschaft, in der er auch eine Material- und Ideensammlung zur Sabbatgestaltung liefert:
"Es ist nicht zu verleugnen, dass eine sehr starke Wechselbeziehung zwischen Alltag und Sabbat besteht. Ich möchte es so formulieren: Je weniger Christus im Alltag zu sagen hat, desto leerer wird der Sabbat. Je weniger wir Christus am Sabbat feiern, desto sinnloser wird die Arbeitswoche."
Und nun etwas konkreter formuliert und auf die Familie bezogen:
- Fällt es Kindern schwer, am Sabbat aufs Fernsehen zu verzichten, so muss der Fernsehkonsum während der Woche kritisch geprüft werden.
- Es wird dort kaum gelingen, eine besinnliche Atmosphäre am Freitagabend zu schaffen, wo es währed der Woche keine Familienandacht gibt.
- Erleben die Kinder während der Woche bei ihren Eltern kein Gebetsleben und keine Beschäftigung mit der Bibel, dann muss ihnen die betonte 'Geistlichkeit' am Sabbat fremd und unnatürlich vorkommen.
- Es ist fraglich, ob Literatur, die am Sabbat unsere Beziehung zu Gott nicht fördert, für die restlichen Tage der Woche zu empfehlen ist ...
- Viele Eltern bzw. Elternteile meinen, am Sabbat alles nachholen zu können, was sie an Zuwendung und Interesse für ihre Kinder während der Woche versäumen. Ob das möglich ist? ...
Sehr häufig sind wir so stark auf die äußeren Vorbereitungen bedacht gewesen, dass wir dabei die Beziehung zu den Kindern oder zum Partner belastet oder verletzt haben. Oft genug haben wir es geschafft, auf die Minute genau mit dem Hausputz fertig zu sein, merkten aber nicht, wie unvorbereitet unser Herz auf die Begegnung mit dem Herrn war!
Spätestens am Freitagabend 'sollten alle Differenzen zwischen Geschwistern, ob in der Familie oder Gemeinde, beseite geräumt werden.' (E. G. W. in 'Child Guidance', S. 528) Ich habe diesbezüglich vor vielen Jahren eine Erfahrung gelesen, die mich sehr beeindruckt hat:
'Kindheitserinnerungen. - Die Freitagabende in unserer Familie sind zu einem unvergesslichen Ereignis geworden. Nachdem wir gemeinsam gesungen hatten, las uns der Vater ein Bibelwort vor. Dann, bevor wie niederknieten, um zu beten, machte er eine Pause. Alle schwiegen. Wir beobachteten seinen Gesichtsausdruck und wussten: Jetzt wird er sich wegen mancher Gereiztheit der vergangenen Woche entschuldigen. So begann er, in ernstem und demütigem Ton sich bei jedem von uns zu entschuldigen. Dass dies dem Vater nicht ganz leicht fiel, konnte man ihm anmerken. Dennoch brachte er es immer fertig. Bis auf einmal. Er kam später in mein Zimmer, setzte sich auf mein Bett und bat mich, ihm zu verzeihen. Er hatte nicht den Mut gehabt, es bei der Andacht zu tun. Immer wenn der Vater anschließend ganz bescheiden fragte: Wollt ihr mir verzeihen?, rührte sich etwas in unserem Herzen. Ein Chor von Stimmen antwortete mit nur einem Wort. Es war immer das gleiche Wort: Ja! Dann kam die Mutter an die Reihe. Ihre Stimme klang fast immer sehr bewegt. Schließlich waren unsere Herzen so berührt, dass auch jeder von uns, der Reihe nach, seine Fehler bekannte und Geschwister und Eltern um Vergebung bat. Es waren in der Tat gesegnete Abende!' (G. A. Coon, A Study Guide to the Prayer of Reception, S.156)."49
Schluss
Wenn wir über Sabbatheiligung nachdenken, muss uns bewusst werden, dass wir mehr vom Sinn des Sabbats ausgehen müssen, als von konkreten Regeln. Vor lauter Regeln kann man am eigentlichen Anliegen des Sabbats vorbeigehen. Andererseits helfen uns biblische Prinzipien, den Sabbat nicht zu einem gewöhnlichen Tag verkommen zu lassen. Wie dem auch sei: Wir müssen mehr in Beziehungen denken, als in Regeln. In erster Linie kommt es ja nicht darauf an, was ich tue oder unterlasse, sondern dass der Herr selbst mir und ich ihm begegnen will.
Der Sabbat ist das Fest der Freude, der Gemeinschaft, der Freiheit und der Hoffnung. Schwerpunkte sind Anbetung, Feier und Dienst. Es ist der schönste aller Tage und das soll er auch für uns sein. Vielleicht müssen wir uns selbst ein wenig zurückbesinnen. Vielleicht erleben wir doch noch Defizite, obwohl uns theoretisch alles klar ist. Wir wollen den Sabbat für uns, die Unseren und für unsere Gemeinden noch anziehender, bedeutungsvoller und schöner machen. Wir sehnen jeden Sabbat herbei. Er ist nicht nur Höhepunkt der Woche, sondern auch einer der Höhepunkte unserer Erfahrung mit unserem Herrn Jesus Christus.
Autor: Ekkehardt Müller, Th.D., D.Min
Quelle:
49Eli Diez, Ein besonderer Tag für eine besondere Freundschaft (Manuskript), II-1, 4-6.
Literatur
Der Babylonische Talmud. Ausgewählt, übersetzt und erklärt von Reinhold Mayer. München: Wilhelm Goldmann Verlag, 1963.
Bacchiochi, Samuele. Divine Rest for Human Restlessness. Berrien Springs, MI: Book distributed by author, 1980.
Brunt, John C. A Day for Healing. Washington, D.C.: Review and Herald Publishing Association, 1981.
Diez, Eli. Ein besonderer Tag für eine besondere Freundschaft (Manuskript).
Heschel, Abraham Joshua. The Sabbath: Its Meaning for Modern Man. New York: The Noonday
Press, Farrar, Straus and Giroux, 1989.
The Mishnah. Translated from the Hebrew with Introduction and Brief Explanatory Notes by
Herbert Danby. Oxford: Oxford University Press, 1989.
Strack, Hermann L. und Billerbeck, Paul. Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und
Midrash. Erster Band: Das Evangelium nach Mattäus. München: C. H. Beck'sche
Verlagsbuchhandlung, 1978.
Strack, Hermann L. und Billerbeck, Paul. Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und
Midrash. Zweiter Band: Das Evangelium nach Markus, Lukas und Johannes und die
Apostelgeschichte. München: C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 1978.
Strand, K. A. (Hrsg.) The Sabbath in Scripture and History. Washington, D.C.: Review and Herald
Publishing Association, 1982.